1638 | erbaut bzw. wieder aufgebaut |
1638-1912 | Rathaus der Stadt Springe, Gastwirtschaft, Ratskeller, Gerichtsgebäude |
1912-heute | diverse Privateigentümer |
ab 1994 | im Besitz von Dorothea und Klaus Nagel |
1994 | Restauration Gaststätte/Restaurant |
2006 | Restauration des Festsaals |
Der Ratskeller war der kulturelle Mittelpunkt der Stadt. Hier wurden die Bälle der Springer Vereine gefeiert. Hier sang die Liedertafel, veranstaltete der Arbeiterverein seine Theaterarbende. 1893 wurde im Ratskeller die Schützengilde gegründet. Die prunkvollen Schützenbälle feierte man auf dem Ratskellersaal. Der Turnklub hielt hier seine Übungsabende ab. Die Fußballer hatten im Ratskeller ihr Vereinslokal. Die politischen Parteien hielten im Ratskeller ihre Versammlungen ab und lieferten sich große Redeschlachten. Der Rat der Stadt trat an diesem Ort zu seinen Sitzungen zusammen. Zur Kaiserzeit fand hier die Musterung der Wehrpflichtigen statt.
Die Katholiken kamen einst im Ratskeller zum Gottesdienst zusammen, als sie in Springe noch in einer bescheidenen Minderzahl waren. Oft genügte ein Klubzimmer. Die katholischen Familien konnte man an einer Hand abzählen. Waren jedoch auf den Domänen Springe und Dahle die Saisonarbeiter (Polen und Italiener) eingetroffen, fand sich eine größere Gemeinde im Ratskellersaal zum Gottesdienst ein. Der spätere Hildesheimer Bischof Dr. Machens, er war damals Schlosskaplan und Hauslehrer bei dem Baron von Hake in Hasperde, kam alle 14 Tage sonntags nach Springe, um den Gottesdienst abzuhalten.
In den 1950er Jahren richtete die damalige Besitzerin, Dora Meyer, im Ratskeller ein zweites Kino in Springe ein, das man aufgrund der gemütlichen Atmosphäre „Sofa- und Puschenkino“ nannte. 1960 wurde es geschlossen.
Quelle: Auszug aus Heinrich Kalisch Alte Springer Häuser erzählen ihre Geschichte, Druck- und Verlagshaus J. C. Erhard, Springe, 2004
Von den 1970ern bis 2003 fand im Ratskellersaal der Tanzschulbetrieb der Tanzschule Meyer statt. 1994 erfolgte die Komplettrestauration des Restaurants „Il vecchio Tribunale“. Nach dem Schließen der Tanzschule im Jahr 2003 begann die Planung für den Rückumbau des Tanzsaals in die ursprüngliche Form als Saal mit Tonnengewölbe. Durch Spiegel, Farbe und Licht wurde ein angenehmes und stilvolles Ambiente geschaffen.